Mit dem Dampfer vom Tegeler See nach Berlin-Mitte
Ganz im Norden Berlins liegt der zweitgrößte See der Stadt: An der Anlegestelle Greenwichpromenade am Tegeler See machten wir es uns am 24. Juni 2006 auf einem Ausflugsdampfer bequem.

Die Fahrt führt vom Tegeler See über den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal (Hohenzollernkanal), weiter durch den Westhafen auf die Spree und endet in Berlin Mitte.
Zunächst nimmt das Schiff Kurs auf Reiherwerder, eine von fünf kleinen Inseln im See.
Rechts zwischen den Bäumen ist ein Haus zu sehen: Das ist die Villa Borsig, einst Sitz der Berliner Unternehmer-Familie Borsig.
Die Villa aus dem Jahr 1905 ist heute Gästehaus des Bundes-Außenministeriums.
Danach passieren wir das Freibad Tegel. Auffällig ist, wie leer das Strandbad an einem Sommertag ist. Ursache dafür war die in Deutschland stattfindende Fußballweltmeisterschaft 2006 – Motto der Veranstaltung war „Die Welt zu Gast bei Freunden“. Und während wir den Tag auf dem Wasser genossen hatten zeitgleich die deutschen Kicker Freunde aus Schweden zu Gast.
Es folgen noch ein paar Aussichten, bevor wir den See verlassen. Bei allen Bildern: Klick aufs Bild=große Ansicht.
Der Hohenzollernkanal (Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal)
Der Tegeler See ist genau genommen nur eine Ausbuchtung des Flusses Havel. An der Einmündung der Havel in den See erreichen wir den Bezirk Berlin Spandau. Von hier könnte man auf der Havel weiterfahren, die ein paar Kilometer weiter in die Spree fließt und von dort weiter Richtung Berlin Mitte.
Um für Transportschiffe, die über Elbe und Havel Berlin erreichten den Weg in die Innenstadt zu verkürzen, wurde in Jahren 1848 bis 1859 der Hohenzollernkanal gebaut. Er verbindet die Flüsse Havel und Spree.
Die offizielle Bezeichnung des 12 Kilometer langen Kanals lautet Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal. Das ist den Berlinern aber ganz offiziell egal, die allermeisten kennen ihn nur als Hohenzollernkanal (mich eingeschlossen, bis ich auf Google danach suchte).
Wir erreichen die Schleuse Plötzensee.
Am Westhafen sind wir in Berlin-Mitte
Ein kurzes Stück nach der Schleuse in Plötzensee erreichen wir den Berliner Westhafen im Bezirk Mitte. Der heutige Bezirk Berlin-Mitte entstand bei der Bezirksreform im Jahr 2001 aus den Bezirken Tiergarten, Wedding und Mitte.
Der Westhafen ist Berlins gößter Binnenhafen. Durch den Hohenzollerkanal und den Westhafenkanal ist er mit der Elbe und der Oder verbunden.
Während der Teilung der Stadt war hier die Berliner Senatsreserve gelagert: Ein Vorrat von allen Gütern des täglichen Bedarfs, Heizöl und Medikamenten, der die Versorgung der Stadt für mindestens 180 Tage sichern sollte. Der Anlass eine solche Reserve anzulegen war die Blockade West-Berlins 1948/49.
Die letzten Kilometer des Kanals als Bildergalerie zum durchklicken:









Auf der Spree: Berlins historische Mitte
Der Kanal endet am Humbolthafen und dort erreichen wir Berlins bekanntesten Fluss, die Spree. Zunächst sehen wir den damals noch neuen Berliner Hauptbahnhof, der wurde vier Wochen vor unserer Fahrt am 26. Mai 2006 eröffnet.
Damit dieser Bahnhof rechtzeitig zur eingangs erwähnten Fußball Weltmeisterschaft eröffnet werden konnte, wurde beim Bau ein wenig improvisiert. Unter Anderem war das Dach über den Bahnsteigen kürzer als geplant und rund um den Bahnhof gab es viel freie Fläche: einzig eine Bushaltestelle und ein Taxistand waren vorhanden.

Es gab auch Gerüchte, dass an einigen Stellen Qualität und Sicherheit nicht oberste Priorität hatten. Jedenfalls machte der neue Bahnhof in den folgenden Jahren vor allem durch Baumängel Schlagzeilen. Unter anderem durch abstürzende Glasscheiben und Stahlträger, sowie marode Zwischendecken.
Auf der anderen Seite des Spreeufers sehen wir das neue Regierungsviertel, fertiggestellt um das Jahr 2000. Auch bei diesen Bauten gibt es eine bemerkenswert lange Liste an Baumängeln.

Deutlich solider sind die älteren Bauwerke an der Spree gebaut. Zunächst sehen wir das Reichstagsgebäude aus dem Jahr 1894.
Es folgt die Museumsinsel. In den Jahren von 1830 bis 1930 entstanden hier mehrere Museen. Heute sind dort das Alte Museum, das Neue Museum, Bode Museum, Alte Nationalgalerie und das Pergamon Museum.
Der Berliner Dom. Erbaut in den Jahren 1894 bis 1905.
Der Bahnhof Berlin Friedrichstraße, eröffnet 1882. Während der Teilung der Stadt war der Bahnhof Grenzübergang zwischen West- und Ostberlin.
Der Bahnhof lag komplett auf Ostberliner Gebiet, war aber auch Umsteigebahnhof zwischen U-Bahn und S-Bahn für Westberliner. Die DDR betrieb hier einen Laden der Handelskette Intershop, in dem man gegen Westwährung günstig einkaufen konnte.
Der Laden lag noch vor der Grenzkontrollstelle, daher nutzten viele Westberliner die Gelegenheit, hier Steuerfrei an Zigaretten und Alkohol zu kommen. Das konnte im Nachhinein aber recht teuer werden: Auf den Westberliner Bahnhöfen kontrollierte der Zoll regelmäßig.
Etwas neuer ist das nächste Bauwerk: Der Berliner Fernsehturm wurde 1969 eröffnet. Das 368 Meter hohe Bauwerk sollte die Rundfunk- und Fernsehversorgung verbessern und war fortan das neue Wahrzeichen der „Hauptstadt der DDR“ – und ein weiterer Beleg für die Expertise der DDR in Betonbauten.
Der Turm wird heute von der Telekom betrieben und war zur Fußball-WM passend gestaltet.
In der Kugel befindet sich ein Resturant, dass sich langsam dreht. Eine komplette Runde dauert etwa 20 Minuten.
Baustelle voraus: hier wurde aber nicht auf- sondern abgebaut. Und zwar der Palast der Republik, sitz der Volkskammer der DDR und Ort für Kulturveranstaltungen. Eröffnet 1976 und wegen hoher Asbestbelastung 1990 geschlossen.
Die Bevölkerung nannte das Gebäude meist „Palazzo Protzo“, oder in Anlehnung an die etwa 10.000 Kugellampen im Innern und den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker „Erichs Lampenladen“.
Ein kurzes Stück nach der Baustelle wendete das Schiff. Am Hauptbahnhof sind wir ausgestiegen und fuhren mit der S-Bahn zurück nach Hause.