Gemischte Pilze und Pilze die auf Pilzen wachsen

Im Herbst sieht man sie besonders oft: von informativen Beiträgen über kreativ bis kunstvoll abgelichtet sind Blogs und andere Social Media Kanäle voller Pilz-Bilder. Sie sind ein wirklich spannendes Fotomotiv, von leuchtenden Farben bis zu bizarren Formen.
Auch mir kommen immer wieder mal welche vor die Linse. Und weil fotografieren bekanntermaßen neugierig macht, habe ich versucht herauszufinden, was ich da eigentlich abgelichtet habe. Von leuchtend bunt über bizarre Formen bis überhaupt nicht schön zeige ich hier eine Auswahl der ökologischen Vielfalt dieser interessanten Lebewesen.

Schuppige Typen – wenn die Optik täuscht

Strubbelkopfröhrling (Strobilomyces strobilaceus) im Wald auf moosigem Boden zwischen Tannenzapfen
Strubbelkopfröhrling im Moos (Strobilomyces strobilaceus)
Habichtspilz (Sarcodon imbricatus) mit groben, dachziegelartigen, braunen Schuppen auf dem Waldboden
Habichtpilz (Sarcodon imbricatus)

Diese beiden Pilze fand ich nebeneinander wachsend und dachte zunächst, beide währen die selbe Art. Beide haben eine schuppige Oberfläche, aber ihre inneren Werte sind sehr unterschiedlich.
Da ist zunächst der Strubbelkopfröhrling : fast schwarz und wie der Name schon verrät, aus der Familie der Röhrlinge. Er ist sehr fotogen und auch essbar, aber ein kulinarischer Reinfall: zäh und bitter.
Sein Nachbar, der Habichtspilz, gehört zu den Stachelpilzen und wird in getrocknetem Zustand als Würzpilz verwendet.

Zwischen Gift und Gourmet

Dichtes Büschel des giftigen Grünblättrigen Schwefelkopfs (Hypholoma fasciculare) wächst auf morschem Totholz
Der Grünblättrige Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare)

Etwas versteckt im Wald an einem abgestorbenen Baum fand ich dieses Büschel des Grünblättrigen Schwefelkopf. Hübsch anzusehen, aber giftig.

Nicht so schön wie der Schwefelkopf, aber wohl ein echter Gourmet-Fund, ist der Zungen- oder Klapperschwamm, der sich hier an einer Baumwurzel angesiedelt hat. In Europa nicht ganz so häufig, wird er als „Maitake“ aus Asien importiert und gilt als einer der besten Speisepilze.

Großes Büschel des essbaren Zungen- oder Klapperschwamms (Grifola frondosa) mit braunen, löffelartigen Lappen an der Baumwurzel
Zungen- oder Klapperschwamm (Maitake) (Grifola frondosa)

Der Honiggelbe Hallimasch ist in rohem Zustand giftig, wenn man ihn aber mindestens 10 Minuten kocht ist er essbar.

Großes Büschel des Honiggelben Hallimaschs (Armillaria mellea) mit rotbraunen, geschuppten Hüten im grünen Gras und Herbstlicht
Honiggelber Hallimasch (Armillaria mellea)

Diesen Austern-Seitling konnte ich ablichten, ohne mich bücken zu müssen, er wuchs in Kopfhöhe direkt aus einer Baumrinde. Ein bekannter Speisepilz, der auch kommerziell angebaut wird.

Gruppe von hellgrauen Austern-Seitlingen (Pleurotus ostreatus) wächst auf der bemoosten Rinde eines Baumes
Austern-Seitling (Pleurotus ostreatus)

Eine Ansammlung kleiner, weißer Bällchen auf einem Stück Totholz: Der Birnen-Stäubling ist essbar solange das innere noch völlig weiß ist. Sobald er braun wird verteilt er seine Sporen wie kleine Staubwolken, wenn man ihn antippt.

Dichte Gruppe von jungen, hellen Birnen-Stäublingen (Lycoperdon pyriforme) wächst auf einem bemoosten, morschen Baumstumpf
Birnen-Stäubling (Lycoperdon pyriforme)

Zwischen bunt und Zerfall

Besonders auffällig ist der nächste Fund. Mit seinen leuchtend gelb-orangen Verzweigungen sieht der Klebrige Hörnling fast wie eine Koralle aus. Er wächst oft auf Nadelholzresten, ist zwar ein Augenschmaus aber absolut ungenießbar.

Nahaufnahme des leuchtend gelben Klebrigen Hörnlings (Calocera viscosa) auf Nadelholzresten und Laub im Wald
Der Klebrige Hörnling (Calocera viscosa)
Aufblick auf mehrere Gelbe Braunporlinge (Phaeolus schweinitzii) mit gelb-braunen Hüten auf dem Waldboden

Farblich interessant und ziemlich massiv ist der Gelbe Braunporling. Dieser Holzzerstörer ist ungenießbar, aber sein Form ist beeindruckend.

Zwei junge Gelbe Braunporlinge (Phaeolus schweinitzii) mit gelb-braunem Hut, wachsend aus dem Waldboden bei Tannenzapfen
Der Gelbe Braunporling (Phaeolus schweinitzii)

Viel graziler mit seinem schlanken Stiel und dem rotbraunen Hut ist der Gemeine Lacktrichterling, einer der häufigsten Waldbewohner. Essbar, aber nicht besonders schmackhaft.

Gruppe von jungen Gemeinen Lacktrichterlingen (Laccaria laccata) mit orangebraunen Hüten im grünen Gras und Moos des Waldes
Der Gemeine Lacktrichterling (Laccaria laccata)

Die nächsten beiden Bilder kann ich förmlich riechen. An einem Wegrand lag ein recht großer Dunghaufen, auf dem schwarze Pilze wuchsen. Den „etwas anstrengenden“ Geruch habe ich beim Betrachten der Bilder sofort wieder in der Nase.

Gesamtansicht eines großen Dunghaufens am Feldrand, aus dem zahlreiche weiße Mistpilze (Tintlinge) in Büscheln wachsen
Nahaufnahme von dünnstieligen, zerfließenden Tintlingen (Coprinopsis) auf einem Dunghaufen mit schwarzer, tintenartiger Flüssigkeit

Es handelt sich hier um Tintlinge, wahrscheinlich Dungtintlinge. Die genaue Art ist schwer zu bestimmen, weil sie bereits im Zustand der Autolyse (Selbstauflösung) befinden. Dabei zerfließen ihre Lamellen zu einer tintenartigen schwarzen Masse. Nebenbei bemerkt sind diese Tintlinge ein Hinweis dafür, dass es sich um Dung von einwandfreier Qualität handelt.

Auf dem nächsten Bild sehen wir Pilze in einer fast ordentlichen Reihe. Es handelt sich um den Schopf-Tintling, ein ausgezeichneter Speisepilz, solange er noch völlig weiß ist. Wenn er so aussieht wie auf diesem Bild beginnt bereits die Autolyse und der Schopf-Tintling ist bald nur eine schwarze Masse.

Reihe von weißen Schopf-Tintlingen (Coprinus comatus) mit zylindrischem, geschupptem Hut, wachsend am Waldweg im Herbstlaub
Schopf-Tintling (Coprinus comatus)
Myzel und Pilze die auf Pilzen wachsen

Was wir vom Pilz sehen (der Hut mit Stiel) ist der Fruchtkörper, der zur Produktion und Verteilung von Sporen dient. Darunter befindet sich der eigentliche Pilz, das Myzel. Ein weit verzweigtes Netzwerk aus feinen Hyphen, das sich ausbreitet und Nährstoffe aufnehmen kann. Vergleichbar etwa mit Wurzel und Stamm eines Baumes, der Fruchtkörper ist nur die saisonale Frucht.

Büschel von braunroten Pilzen (möglicherweise Samtfußrübling) auf Totholz, bedeckt von dichtem, weißen Myzelgeflecht. Nahaufnahme.
Büschel von braunroten Pilzen (möglicherweise Samtfußrübling) auf Totholz, bedeckt von dichtem, weißen Myzelgeflecht

Auf diesen beiden oberen Bildern ist Myzel jedoch direkt auf den Hüten zu sehen, das ist ungewöhnlich. Es gehört aber vermutlich nicht zu den darunter liegenden Fruchtkörpern, sondern hier hat sich wohl ein parasitärer Pilz darauf angesiedelt.

Weißer, unregelmäßig geformter Pilzfruchtkörper, der von einem gelb-grünlichen Goldschimmel (Hypomyces) befallen und verdeckt ist

Auf dem letzten Bild sehen wir einen Parasiten, Goldschimmel, der den Wirtspilz fast komplett überzogen hat.

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9 Gedanken zu „Gemischte Pilze und Pilze die auf Pilzen wachsen“

  1. Schöne Funde!
    Es ist schon eine reichhaltige Welt, die der Pilze. Unzählige Arten und viele sehen wir gar nicht oder erkennen sie nicht, weil sie so winzig sind.
    Essen muss ich sie gar nicht, ansehen oder fotografieren schon eher. 😉

    Liebe Grüße,
    SyntaxiaSophie

  2. Hallo Richard,
    da hast Du aber tolle Pilze gesehen und diese auch sehr schön in Scene gesetzt. Toll auch wie Du sie beschrieben hast. Durch Deine Beschreibung lernt man sehr viel über Pilze.
    Liebe Grüsse Claudia

    1. Hallo Nicole, es freut mich, dass der Beitrag gefällt. Deinem Bericht zum Hexenring habe ich mir grad angesehen – ein interessantes Phänomen, dass ich leider noch nicht gesehen habe.
      Viele Grüße
      Richard

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